JuLeb

 Therapeutische Wohngruppe

Unser Konzept

Die therapeutische Wohngruppe JuLeb ist eine Einrichtung für Jugendliche mit einer psychischen Erkrankung und einer Drogenproblematik. Es handelt sich um eine koedukative therapeutische Wohngruppe im Bereich der Jugendhilfe für 6 - 8 junge Menschen im Alter von 14 - 18 Jahren (im begründeten Fall auch älter).

Die Rechtsgrundlagen bilden § 27 i.V.m. §§ 34, 35a und 41 SGB VIII.

Die Gesamtdauer der Maßnahme beträgt ca. zwei Jahre.

Die Einrichtung ist ganzjährig geöffnet und bietet eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.

Entgiftung, wenn notwendig eine stationäre Suchttherapie und die akutpsychiatrische Behandlung sollen vor der Aufnahme abgeschlossen sein.

Die Jugendlichen sollten selbst an ihrer aktuellen Situation etwas verändern wollen, über gewisse Einsicht in ihre Problematik verfügen; sie sollten selbst an ihrem schulischen oder beruflichen Fortkommen interessiert sein und ein positives Freizeitverhalten lernen wollen.

Wichtig ist, dass die Jugendlichen mit dem Therapieangebot und den Hausregeln einverstanden sind; dazu wird ein Betreuungsvertrag geschlossen.

Nicht aufgenommen werden Jugendliche mit geistigen oder körperlichen Behinderungen und auch nicht Jugendliche, die aufgrund ihrer Störung nicht in der Lage sind, das Therapieprogramm wahrzunehmen.

Ebenfalls nicht aufgenommen werden Jugendliche während einer akuten Psychose, bei Selbst- und Fremdgefährdung und bei aktueller Intoxikation mit Rauschdrogen.

Mit therapeutischen und pädagogischen Mitteln sollen die Jugendlichen in der gesunden Entwicklung ihrer Persönlichkeit, der Drogenabstinenz und ihrer Verhaltenskompetenzen angeregt, unterstützt und begleitet werden.

Die Ziele umfassen die soziale, schulische und ggf. berufliche Integration. Auf der individuellen Ebene sollen die Jugendliche in ihrer Entwicklung von sozialer und emotionaler Reife, von Selbstbewusstsein und Autonomie gestärkt werden im Sinne protektiver Persönlichkeitseigenschaften, die sie u.a. bei einer Rückkehr in eine selbstständige Lebensform benötigen.

Wesentliche Grundlagen sind dabei der therapeutische Prozess und das Erleben und Lernen in einer von emotionaler Zuwendung, Wertschätzung und Anregung geprägten Atmosphäre in der Wohngemeinschaft.

Therapie

Zur intensiven Bearbeitung ihrer psychischen Problematik und sich daraus ergebender sozialer und emotionaler Symptome erhalten alle Jugendlichen mindestens wöchentlich psychotherapeutische Einzelgespräche, bei aktuellem Bedarf häufiger.

Ergänzt wird die individuelle Therapie nach Bedarf und Möglichkeit durch Einbeziehung der Eltern/Bezugspersonen/Familie in familientherapeutisch orientierten Familiengesprächen.

Weiterhin nehmen alle Jugendlichen an der wöchentlichen Therapiegruppe teil, die psychoedukativ und im Sinne der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT-A) gestaltet wird.

Ein weiteres wichtiges Element des therapeutischen Vorgehens besteht in der psychiatrischen Behandlung und regelmäßigen konsiliarischen Zusammenarbeit mit einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, u.a. zur Durchführung einer adäquaten medikamentösen Behandlung.


Pädagogik

Das pädagogische Vorgehen der Einrichtung ist davon geprägt, den Jugendlichen einerseits Beziehungen anzubieten, in denen sie sich in ihrer Person angenommen, verstanden und wertgeschätzt fühlen, die ihnen andererseits aber auch klare Grenzen, Regeln und Rückmeldungen vermitteln. Dies soll den Jugendlichen ein adäquates Erfahrungs- und Übungsfeld zur Veränderung ungünstiger Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster und zur Entwicklung günstiger sozialer und emotionaler Kompetenzen bieten.

Die Themen bestehen häufig in der Bewältigung jugendaltersentsprechender Entwicklungsaufgaben: Schulbesuch und schulische Anforderungen; Gestaltung von Beziehungen und Sexualität, Gesundheitsverhalten und Umgang mit dem eigenen Körper, Drogenabstinenz, Autonomie und familiäre Ablösung, Freizeitverhalten…

Elemente der pädagogischen Arbeit sind u.a. festgelegte Hausregeln, ein Bezugsbetreuersystem, Gruppengespräche, z.B. zur Besprechung von Konflikten in der Gruppe, ein Stufen- bzw. Phasensystem hinsichtlich spezieller Aufgaben und Berechtigungen (s.u.), festgelegte Pflichten (Hausdienste), Sanktionen bei Fehlverhalten (Berechtigung zu Ausgang und Heimfahrt) sowie u.a. materielle Belohnung von regelkonformem Verhalten. Ergänzend werden freizeitpädagogische Unternehmungen durchgeführt, u.a. eine jährliche Ferienfreizeitmaßnahme.

Beraten und praktisch unterstützt werden die Jugendlichen ggf. hinsichtlich der schulischen Ausbildung und der beruflichen Orientierung.


Stufen des Einstiegs und Phasenmodell

Beim Einzug in die therapeutische Wohngruppe regelt in den ersten Wochen ein Stufenschema die Möglichkeiten der Jugendlichen hinsichtlich des Telefonierens, des Ausgangs, des Besuchs und der Nutzung von Internet und Handy. Die jeweiligen Befugnisse (Stufe A-E) werden wöchentlich größer, wenn sich der/die Jugendliche angemessen verhält und die Regeln einhält.

Das Stufenschema soll gewährleisten, dass die Jugendlichen zunächst einmal zur Ruhe finden und Abstand gewinnen zu der Herkunftsumgebung mit möglicherweise problematischen aktuellen Kontakten. Sie sollen dadurch auch dazu angehalten werden, „anzukommen“, d.h. sich auf ihre neue Lebensumgebung und die Menschen darin einzulassen.


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Das Phasenmodell gliedert den Aufenthalt in der Wohngruppe in die Phasen: Stabilisierung, Bewährung und Verselbständigung. Die Phasen beschreiben den angestrebten Entwicklungsprozess. Jede Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass die Jugendlichen als Ausdruck ihrer psychischen, sozialen und emotionalen Entwicklung über einen gewissen Zeitraum kompetentes, angemessenes Verhalten zeigen. Als Antwort darauf werden ihnen in der nächsten Phase erweiterte Berechtigungen und Befugnisse zugestanden bzw. werden ihnen in größerem Maße Eigenverantwortung und Entscheidungsspielraum ermöglicht.


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Im optimalen Fall durchlaufen alle Jugendlichen den Entwicklungsprozess bis zu dem angestrebten Ziel des Auszugs aus der therapeutischen Wohngruppe und des Übergangs in eine selbstständigere Wohn- und Lebensform (ggf. betreutes Einzelwohnen).


Kooperation

Neben der engen Kooperation mit dem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Konsiliararzt) und den zuständigen Jugendämtern steht JuLeb in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Schulen (Förderschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium), mit Beratungsstellen, dem Jobcenter, den regionalen kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken und der örtlichen Polizei.


Das Haus

Die Einrichtung befindet sich in Höchstadt an der Aisch im Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Sie ist in einem großzügigen Zweifamilienhaus untergebracht, das einen familiären Charakter bietet.

Das Haus verfügt über acht Einzelzimmer, drei Bäder, drei WCs, ein großes Wohnzimmer mit Balkon und eine große Wohnküche. Darüber hinaus gibt es zwei Büros sowie ein Mitarbeiterbad/WC.

Im Keller befinden sich ein großer Therapieraum, eine Waschküche und eine Werkstatt.

Außerdem gibt es einen Garten mit ausreichend Platz für Außenaktivitäten wie Tischtennis, Basketball, o.ä.

Der Standort des Hauses (Mischgebiet) und die Infrastruktur der Stadt Höchstadt (Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Bäder etc.) sind gut geeignet, um die Ziele der schrittweisen Integration und Verselbstständigung zu gestalten.